Nachtcafe Gottfried Benn Gedicht Analyse

In dem Gedicht Nachtcafe, geschrieben von Gottfried Benn im Jahre 1912, geht es um Idealvorstellungen und Realität und deren Beziehung zueinander.

Es ist in acht Strophen aufgebaut nach folgender Versanzahl: 4 – 2 – 3 – 2-  -2 – 5 – 5 – 1. Es ist recht schwer zu erkennen, dass es sich dabei um ein Gedicht handelt, da kein eindeutiges Metrum sowie Reimschema vorliegen, die Kadenz lässt sich ebenfalls nicht feststellen.

Hier findest du die Anleitung für eine Gedichtanalyse. Die Handlung ist in der personalen Erzählform geschrieben, es gibt kein Lyrisches Ich.

Intention: Der Autor beschreibt auf seine abwertende sarkastische Art eine nächtliche Szene in einem Straßencafe.

Durch die starke Reduzierung aller Personen und deren Handeln, will er auf die Beziehung von Idealvorstellungen ( im Allgemeinen) und der Realität eingehen.

So scheint zunächst ein Gegensatz zwischen schönen Idealen und der dargestellten hässlichen Realität zu existieren, allerdings kann man das Gedicht mit der weiterführenden offen bleibenden philosophischen Fragestellung “ Wirkt die Schönheit ( Ideale)  nur im Vergleich zur Hässlichkeit der Realität schön und umgekehrt? Sind die beiden Dinge also eigentlich voneinander abhängig, statt sich wie auf den ersten Blick zu widersprechen?“ gleichsetzten

Nachtcafe Analyse:

Gottfried Benn beschreibt eine abendliche Situation in einem Nachtcafe. So wird von Musikern ein bekanntes romantisches Gedicht als Musik gespielt ( Titel erste Zeile), welches aber durch die reale Vertonung der Band schon nahezu „vergewaltigt“ wird. Die Amateurhaftigkeit  der Musiker ( die er nichtmals als Mensch sieht, sondern nur auf die Instrumente reduziert) wird durch den Vergleich mit „rülpsen“, „trinken“ und „Kriminalroman“ ausgedrückt ( Strophe 1).

So wirkt die Musik im Nachtcafe, als ob die Musizierenden nebenbei genau diese dinge tuen würden.  Ein jüngerer ungepflegter Mann ( „Grüne Zähne, Pickel im Gesicht“) winkt einer sehr stark und auffällig geschminkten Frau ( „Lidrandentzündung“), damit könnte  auf Prostitution angespielt werden.

Jemand mit fettigen Haaren spricht zu ( nicht mit) einer offenbar Gläubigen Person, die ein Kreuz um den Hals trägt.

Ein jüngerer Mann bezahlt einer Frau mit auffälliger Nase drei Bier.

Ein ungepflegter Mann mit stark wucherndem Bart kauft Nelken für seine korpulente Begleiterin.

Als nächstes stimmt die Band ein bekanntes Lied des Komponisten Chopin an, was sie wieder so verhunzen, dass sie diesen auch einfach hätten umbringen können, einige Menschen tanzen dazu ( „latschen auf Chopins Blut herum).

Die Tür geht auf und eine sehr stark parfümierte Frau mit brauner Haut kommt mit ihrem sehr korpulenten Begleiter hinein. Hier wird auch noch einmal die sarkastisch- physisch reduzierte Beschreibung von Gottfried Benn deutlich, da er bei der Frau erst von „Duft“ und dann von “ süßer Verwölbung der Luft “ spricht.

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