Das Organon-Modell von Karl Bühler einfach erklärt

In diesem Artikel soll Dir erklärt werden, worum es sich beim Organon-Modell handelt, was die drei Fundamente sind welche Funktion diese haben. So solltest Du danach das Modell interpretieren und erklären können.

Das Organon-Modell ist ein Zeichen- und Kommunikationsmodell, das den Sinn, den Verlauf und die Funktion von Sprache visuell darstellen soll.

Das Wort „Organon“ leitet sich vom altgriechischen Wort für „Werkzeug“ ab. Somit heißt „Organonmodell“ so viel wie „die Sprache als Werkzeug“. Das Modell wurde von Bühler entworfen, einem Sprach- und Geisteswissenschaftler, und ist auch als „Dreifundamentschema“ bekannt. Das liegt daran, dass das Organonmodell auf drei Fundamenten beruht: Dem Sender („einer“), dem Empfänger („dem anderen“) und dem Gegenstand / Sachverhalt („über die Dinge“).

„einer dem anderen über die Dinge“ = Jemand erzählt einem anderen etwas über einen Sachverhalt / Gegenstand

Im Modell sind diese drei Fundamente pyramidenförmig angeordnet und werden von einem gemeinsamen Kreis (Z) und Dreieck zusammengehalten. Der Kreis symbolisiert dabei das sogenannte konkrete Schallphänomen, während das Dreieck für die sogenannten komplexen Sprachzeichen steht.

Was ist das konkrete Schallphänomen?

Das konkrete Schallphänomen bezeichnet alle objektiven physikalischen Eigenschaften (Lautstärke, Schallwellen, Raum und Zeit etc.). Die komplexen Sprachzeichen stehen für die individuelle Wahrnehmung, durch die das Gehörte erst seine Bedeutung bekommt.

Die Unterscheidung dieser beiden Komponenten ist für Bühler von zentraler Bedeutung. Deswegen sind Kreis (konkretes Schallphänomen) und Dreieck (komplexe Sprachzeichen) im Modell auch klar voneinander abgrenzbare Strukturen, die dennoch zu allen drei Komponenten (Sender, Empfänger, Sachverhalt) des Modells gleichwertig stehen. Obwohl also alle physikalischen Reize (konkretes Schallphänomen / Kreis) über die entsprechenden Sinneskanäle eintreten, sind die interindividuellen Unterschiede (komplexe Sprachzeichen) in der Kommunikation sehr wichtig. Das sind Unterschiede, die zwischen zwei oder mehr Menschen auftreten.

Das Dreieck ragt etwas über den Kreis hinaus, womit Bühler verdeutlichen will, dass die individuelle Wahrnehmung letztlich sogar ein bisschen wichtiger ist, als die rein physikalischen Gegebenheiten der Sprache. Diese Beobachtung fasst er zusammen unter dem sog. „Prinzip der abstrakten Relevanz und der apperzeptiven Ergänzung“.

„Apperzeptive Ergänzung“ und „abstrakte Relevanz“ stehen für die individuellen Komponenten, mit denen eine Person Sprache wahrnimmt und interpretiert. Es sind also die Faktoren, die dem objektiven Inhalt einer Information zusätzliche Aspekte verleihen („zwischen den Zeilen lesen“).

Die drei Funktionen des Modells

Neben den drei Fundamenten „Sender, Empfänger und Gegenstände / Sachverhalte“, beschreibt Bühler auch drei verschiedene Funktionen von Sprache. Diese nennt er Ausdrucksfunktion, Appellfunktion und Darstellungsfunktion. Hier geht nicht darum, wie Kommunikation funktioniert, sondern welchen Sinn sie haben kann.

Ausdrucksfunktion:

Bei der Ausdrucksfunktion geht es darum, dass der Sender eine Meinung, Empfindung etc. ausdrücken möchte. Die Ausdrucksfunktion liegt vor allem aufseiten des Senders. Dieser hat damit die Möglichkeit, Sprache zu nutzen, um seine Gedanken zu formulieren und an sein Gegenüber mitzuteilen. Das erlaubt dem Sender, mit seinen Mitmenschen in Kontakt zu treten, um Gedanken und Gefühle zum Ausdruck zu bringen.

zB: „Mir geht es nicht gut.“

Dies wäre ein typisches Beispiel für die Ausdrucksfunktion, da hier der Sender einen Einblick in seine persönliche Gefühlswelt gibt.

Appellfunktion:

Bei der Appellfunktion wird beim Empfänger eine Reaktion hervorgerufen. Der Sender schickt eine Information los, die entweder eine Bitte, eine Aufforderung oder einen Befehl enthält. Kommt diese beim Empfänger an, löst sie bei ihm aus, dass er als Appell empfindet. Die Appellfunktion wiegt stärker aufseiten des Empfängers. Appellative Signale müssen nicht unbedingt semantisch (also Worte) sein, sondern können auch durch Weinen oder beispielsweise Auslachen erzeugt werden.

zB: „Deine Hausübung ist noch nicht fertig.“

Der Empfänger könnte daraus beispielsweise einen Appell wahrnehmen, dass er seine Hausaufgaben fertig machen soll.

Darstellungsfunktion:

Die Darstellungsfunktion bezieht sich auf die dritte Komponente (Gegenstände / Sachverhalte) des Organon-Modells. Hier geht es darum, eine inhaltliche Information möglichst neutral und realitätsgetreu zu erzeugen. Im Vordergrund steht die Information, die der Sender dem Empfänger mitteilen will und nicht der Ausdruck einer Meinung oder das Hervorrufen einer Reaktion.

zB: „Das Heft, das du gesucht hast, ist in der Kommode.“

Hier geht es primär darum, eine Information, also den Standort des Hefts, weiterzuleiten.

Natürlich spielen die komplexen Sprachzeichen auch hier eine wichtige Rolle. So könnte zB. auch unser Beispielsatz von der Darstellungsfunktion evtl. einen Appell beim Empfänger auslösen und somit für ihn die Appellfunktion erfüllen. Daran erkennt man auch, warum die komplexen Sprachzeichen im Organonmodell so wichtig sind. Laut Bühler interagieren alle drei Funktionen immer miteinander, sobald kommuniziert wird. Dennoch überwiegt, je nach Inhalt, eine der drei Funktionen.

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