Eine Deutungshypothese in Deutsch schreiben
In den folgenden Abschnitten wird dir gezeigt, wie du eine Deutungshypothese aufstellst und was du mit ihr anstellen musst. Meist begegnet dir die Deutungshypothese in der Analyse eines Gedichtes. Sie stellt das Herzstück einer Interpretation dar.
Ziel der Deutungshypothese ist, dass du in wenigen klaren Sätzen die Kernaussagen des Textes oder Gedichtes wiedergibst. Wie der Name Hypothese schon aussagt, muss die Kernaussage nicht korrekt sein. Ihr kann am Ende der Analyse auch widersprochen werden. Schließlich stellt sie so etwas wie einen groben Kompass dar, der die Richtung für die weiteren Analyseschritte vorgibt.
Die Deutungshypothese wird daher auch nur in einer groben Formulierung verfasst. Diese ist in der eigenen Sprache gehalten. Diese Hypothesen sind immer nur Vermutungen, deshalb befinden sie sich auch vor der eigentlichen Analyse im Textaufbau. Dieser sieht so aus:
- Einleitung, Kernelemente des Inhalts,
- Textanalyse
- Schlussfolgerung/Fazit (Interpretation)
Am Anfang steht das Lesen mit den Fragen im Hinterkopf
Die Fragen, die dich zu der Deutungshypothese bewegen, können ganz unterschiedlich sein: Was will der Text mir sagen? Was will der Text/das Werk bewirken? Was ist der Sinn des Textes im Großen und Ganzen?
Wichtig ist, dass die Deutungshypothese den Text im Blick behält und sich nicht nur auf die kleinen Einzelheiten fokussiert. Du sollst in deinen Gedanken den Text als Ganzes reflektieren und nicht nur einen Teil der Handlung. Sonst besteht die Gefahr, dass du dich nur auf einen Teilaspekt des Textes in der Analyse konzentrierst. Die „W-Fragen (Wer? Wie? Was? Wann? Warum?)“ helfen Dir bereits beim ersten Lesen, ein Gefühl für den Text, Handlungsmuster, Brüche oder Wendepunkte zu bekommen. Auf diese Weise fällt es auch leichter den Text auf eine Deutungshypothese hin zuzuspitzen.
Gibt es richtig oder falsch? Was machst du mit deiner Hypothese?
Zu einem Text sind meistens mehrere Deutungen möglich, daher sind auch mehrere Deutungshypothesen zulässig. Diese kannst du aber nicht alleine stehen lassen. In der Textanalyse musst du den Text dann auseinandernehmen. Du schaust dir Versmaß, Stilmittel und Reimschema genau an. In Kombination mit Handlungssträngen und dem Kontext kannst du dann Argumente für oder gegen deine Deutungshypothese zusammenstellen.
In der abschließenden Interpretation nimmst du deinen Kerngedanken aus der Deutungshypothese wieder auf und kannst ihn im Gesamtzusammenhang der Ergebnisse der Textanalyse einordnen. Entweder bestätigst du deine erste Vermutung aufgrund der Analyseergebnisse oder du begründest, warum deine erste Deutungshypothese abzulehnen ist und welche Aussage des Textes aus deiner Sicht zutreffend ist.
Zusammenfassung – Basics Deutungshypothese
Die Deutungshypothese geht der Kernaussage des Textes auf den Grund. Sie zeigt, was du grundsätzlich über den Text denkst und was du zum Text meinst. Daher ist sie auch in eigenen Worten verfasst.
Deine Deutungshypothese stellt eine erste Vermutung dar. Sie muss nicht hieb- und stichfest mit Beweisen untermauert werden und kann auch falsch sein.
Die Deutungshypothese sollte aus wenigen Sätzen bestehen. Wichtig ist, dass diese klar formuliert sind und zwischen der Einleitung und dem Hauptteil stehen. Sie bildet sozusagen eine Brücke.
Im Schlussteil musst du deine Deutungshypothese nochmal benennen und darüber Auskunft geben, ob sich deine erste Vermutung über den Text bestätigt hat oder nicht.
Egal, ob du sie bestätigst oder mitteilst, dass deine Textanalyse dich zu anderen Ergebnissen geführt hat, so musst du doch deine abschließende Position mit Argumenten begründen. Auf diese Weise machst du deine Deutungshypothese und deine ganze Analyse für den Leser nachvollziehbar.