Das bürgerliche Trauerspiel – Merkmale und Bedeutung
Im Deutschunterricht oder auch im Theaterkurs, kannst Du bereits etwas über das bürgerliche Trauerspiel gehört haben. Hier erfährst Du welche Bedeutung es hat, was die wichtigsten Merkmale sind und findest einige Beispiele, damit Du Dich optimal vorbereiten kannst.
Um zu verstehen, warum es ein „bürgerliches“ Trauerspiel gibt, musst Du wissen, dass das Theater und das Schauspiel lange Zeit dem Adel vorbehalten war. Zwar gab es Schausteller, die auch vor dem einfachen Volk auftraten, aber die Ständeklausel untersagte, dass Bürger die Protagonisten in einem Trauerspiel sein durften. Dementsprechend war es, wie vieles andere auch, dem Adel vorbehalten. Beim bürgerlichen Trauerspiel handelt es sich um ein Theaterstück, welches meist als Drama aufgeführt wird.
Das Genre kam im 18. Jahrhundert auf und hat seinen Ursprung in London und Paris. In dieser Zeit traten dann auch erstmals Menschen auf, die aus dem niedrigen Adel oder dem Bürgertum stammten. Vor allem standen aber Menschen aus diesen Schichten im Fokus des bürgerlichen Trauerspiels.
Welche Bedeutung hat das bürgerliche Trauerspiel
Das bürgerliche Trauerspiel hatte wichtigen Einfluss auf die politische Entwicklung insbesondere auf die Entwicklung des Einflusses des Bürgertums auf die Politik. Es hatte hohen Anteil an der Überwindung der Ständegesellschaft. Damit wurden der Wert und der Staat des Bürgertums aufgewertet. Das bürgerliche Trauerspiel sollte den Zuschauern (auch den Adligen) zeigen, dass auch Bürgerliche einen edlen Charakter haben können und tragische Erlebnisse haben.
Hintergrund ist, dass der Adel zur damaligen Zeit davon ausging, dass es dem bürgerlichen Leben schlicht an Bedeutung fehlt, sodass ein Ereignis auch nicht tragisch sein könnte.
So sonderbar Dir diese Sicht heute vorkommen mag, damals war es die verbreitete Sicht im Adel und wie so oft, konnte diese nicht direkt kritisiert werden. Daher wurde die Kunst gewählt, um diese Sicht zu verändern und indirekt zu kritisieren. Für Komödien wurde übrigens schon damals auch das Volk gewählt oder Darstellungen aus dem Leben des Volkes. Das zeigt, wie verschoben die Sicht der Adligen auf das Leben der Bürgerlichen war.
Was sind die wichtigsten Merkmale?
Wie bei allen Tragödien oder Trauerspielen, endet ein bürgerliches Trauerspiel tragisch, das bedeutet, dass ein schicksalhafter Konflikt in einer Katastrophe endet. Es stehen Bürgerliche im Mittelpunkt dieser Darstellung und es werden meist Privatpersonen in dem Umfeld gezeigt. Daher kann es nicht mit der höfische Darstellung verwechselt werden, die bei vielen Trauerspielen gewählt wurde.
Das bürgerliche Trauerspiel wurde in Prosa verfasst, zum Vergleich eine übliche Tragödie wurde in Versform verfasst. Die Tragödie im bürgerlichen Trauerspiel wurden n der Regel durch den Gegensatz der Schichten ausgelöst, sodass diese auch hier wieder kritisiert oder zumindest angesprochen wurden. Weitere Themen waren die Selbstverwirklichung, Liebe oder die Gesellschaft.
Beispiele zum bürgerlichen Trauerspiel
In Deutschland wurde das bürgerliche Trauerspiel maßgeblich durch Gotthold Ephraim Lessing beeinflusst, er schrieb „Miss Sara Sampson“ im Jahr 1755. Weitere Beispiele sind „Liebelei“ von Arthur Schnitzler oder „Rose Bernd“ von Gerhard Hauptmann.
Das Ende des bürgerlichen Trauerspiels wird durch „Maria Magdalena“ (1844) von Friedrich Hebbel markiert. Nachfolger des bürgerlichen Trauerspiels ist das Sozialdrama, bei dem die Unterschiede der Schichten weniger ein Thema waren. Das liegt auch daran, dass das Thema auch für die Bevölkerung weniger relevant wurde und Standunterschiede teilweise abgebaut waren.