Tierversuche: Alle Pro- und Contra- Argumente

Wissenschaftliche Experimente, die Leben retten? In diesem Artikel gehen wir für dich dem Thema Tierversuche auf den Grund. Wir beleuchten dabei die Frage, warum Tierversuche überhaupt gemacht werden, welche Tiere davon betroffen sind und ob die Tiere dabei leiden müssen.

Unter Tierversuchen versteht man wissenschaftliche Experimente, die an lebenden Tieren durchgeführt werden. Die Gründe für Tierversuche sind dabei ganz unterschiedliche. Das deutsche Recht erlaubt Tierversuche zu bestimmten Zwecken.

Erlaubte Zwecke sind dabei die Entwicklung von Medikamenten gegen Krankheiten, die Identifizierung von Umweltgefährdungen sowie die Prüfung von Stoffen und Produkten auf ihre Unbedenklichkeit für den menschlichen Gebrauch.

Außerdem erlaubt das Gesetz Tierversuche noch für die sogenannte Grundlagenforschung. Darunter versteht man die Untersuchung von grundlegenden Prinzipen einer wissenschaftlichen Fachrichtung. Durch Grundlagenforschung wurde etwa 1889 entdeckt, dass Tiere ohne eine Bauchspeicheldrüse Diabetes bekommen. Bis dahin war die Ursache für Diabetes nicht bekannt, später konnte aufgrund dieser Erkenntnis das Medikament Insulin hergestellt werden.

Welche Tiere am häufigsten Tierversuchen ausgesetzt sind

Sehr häufig werden von Wissenschaftlern Hausmäuse und Ratten für Tierversuche eingesetzt. Der Grund dafür ist überraschend: Die Gene der Maus stimmen zu 98% mit unseren Genen überein. Mäuse ähneln uns bei der Fortpflanzung, außerdem leiden sie wie wir häufig an Krebs, Infektionskrankheiten und Diabetes. Das macht sie für die Wissenschaft zu interessanten Forschungsobjekten, denn viele Erkenntnisse bei Mäusen, etwa aus Medikamententests, lassen sich auf den Menschen übertragen. Für Ratten gilt ähnliches, ihr Erbgut stimmt zu 90% mit dem des Menschen überein.

Im Jahr 2014 wurden in Deutschland fast drei Millionen Tiere zu Versuchszwecken eingesetzt. 81% davon waren Ratten und Mäuse, Fische 9,8 %, Vögel 2%, 0,1 % Affen, 0,1 % Hunde, 0,04 % Katzen und noch einige weitere Tierarten. Versuche an Menschenaffen werden inzwischen nicht mehr vorgenommen, da diese uns zu ähnlich, was als ethisch nicht für vertretbar gehalten wird.

Leiden Tiere bei den Versuchen?

Das kommt ganz auf das Forschungsziel an. Aber das Gesetz sieht eindeutig vor, dass Tieren Schmerz, Leid und Schäden bei Tierversuchen zugeführt werden dürfen. Oft werden neue Medikamente, Pflanzenschutzmittel oder neue Krankheitserreger an den Tieren getestet, wodurch die Tiere durchaus leiden können, aber nicht müssen.

Tierversuche sind ein hoch umstrittenes Thema, für das es Pro- und Contra-Argumente gibt. Wir wollen dir die beide Seiten aufzeigen.

Pro-Argumente für Tierversuche

  • Lebensretter für Menschen: Viele Errungenschaften der modernen Medizin basieren auf Tierversuchen und dabei insbesondere der Grundlagenforschung. Tuberkulose, Diabetes und viele Krebsleiden konnten nur mithilfe von Tierversuchen erforscht werden.
  • Alternativen sind begrenzt: Medikamente oder Chemikalien können nicht nur an einzelnen Zellen im Reagenzglas getestet werden. Vielmehr muss erforscht werden, wie die Auswirkungen auf einen lebenden Organismus wirken. Auch Computersimulationen sind begrenzt einsetzbar: Eine virtuelle Hausmaus kann man nur programmieren, wenn man alle Mechanismen im Körper kennt. Das ist aber noch lange nicht der Fall.
  • Tierversuche sind streng reglementiert, genehmigungspflichtig und finden nur dann statt, wenn dadurch ein erheblicher Nutzen für den Menschen entsteht.

Contra-Argumente gegen Tierversuche

  • Leiden der Versuchstiere: Je nachdem was erforscht, können den Tieren erheblicher Schmerz und Leid zugefügt werden. Zudem werden die Tiere nach Ende der Versuche meistens getötet. Viele halten es ethisch nicht für vertretbar, Tiere für das Wohl des Menschen leiden zu lassen.
  • Grundlagenforschung: Viele Experimente finden in der Grundlagenforschung statt. Dieses Experimentieren „ins Blaue“ hinein – ohne klares Ziel – halten einige für nicht vertretbar, wenn auf der anderen Seite das Leid von Tieren steht.
  • Übertragbarkeit auf den Menschen: Auch wenn Ratten und Mäuse dem Menschen ähnlich sind – viele Erkenntnisse lassen sich dennoch nicht auf den Menschen übertragen. Dann sind die Tierversuche sinnlos.
  • Alternativen verfügbar: Die Forschung ist inzwischen so weit, dass künstliche Organe gezüchtet werden können, hierauf sollten sich Versuche beschränken. Auch Computersimulationen sind eine Alternative.

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