Eine Abfindung verhandeln: Alle Pro- und Contra- Argumente

In diesem Artikel wird dir erklärt, was eine Abfindung überhaupt ist und wann du in die Situation kommen kannst, eine Abfindung zu verhandeln. Im Anschluss wird darauf eingegangen, welche Vor- und Nachteile das verhandeln einer Abfindung haben kann.

Was ist eine Abfindung überhaupt?

Eine Abfindung ist eine Geldzahlung die du unter Umständen erhältst, wenn dein Arbeitgeber das Arbeitsverhältnis mit dir auflöst. Ein Anspruch auf eine Abfindung bei Beendigung des Arbeitsverhältnisses mit dir besteht aber entgegen einer weit verbreiteten Meinung nicht. Vielmehr entscheidet der Arbeitgeber selbst, ob er dir freiwillig das Angebot macht, eine Abfindung zu bezahlen, wenn er euer Arbeitsverhältnis beenden will.

Vielleicht fragst du dich jetzt: Warum sollte er das tun? Aus reiner Nettigkeit geschieht das meistens nicht. Das deutsche Kündigungsrecht ist sehr arbeitnehmerfreundlich gestaltet. Dem Gesetzgeber ist bewusst, dass der Chef oft eine viel größere Macht gegenüber dir als Arbeitnehmer hat, als umgekehrt. Deswegen hat er im Kündigungsschutzgesetz geschrieben, dass du als Arbeitnehmer nicht so einfach gekündigt werden kannst. Nur bei bestimmten Gründen ist eine Kündigung gegen deinen Willen möglich:

  • Verhaltensbedingte Gründe: Du kommst ständig zu spät, beleidigst deine Kollegen als Idioten oder erledigst deine Arbeit sehr schlecht
  • Personenbedingte Gründe: Du bist über lange Zeiträume immer wieder krank und es ist keine Besserung in Sicht
  • Betriebsbedingte Gründe: Die Firma deines Chefs läuft sehr schlecht, weil ein Hauptkunde abgesprungen ist und er deswegen nur noch 50% der Mitarbeiter benötigt.

Wie du sehen kannst, ist es also ziemlich kompliziert dich gegen deinen Willen zu kündigen. Und in der Praxis und vor Gericht gibt es viele Unsicherheiten für deinen Arbeitgeber. Gerichtsverfahren zur endgültigen Klärung finden oft erst Monate nach der Kündigung statt. Um diese (finanziellen) Risiken zu umgehen, gibt es eine Hintertür: den Aufhebungsvertrag. Wenn dein Arbeitgeber und du sagen: „Wir wollen beide das Arbeitsverhältnis beenden“, dann könnt ihr das einfach vereinbaren. Dafür braucht es dann auch keine Kündigungsgründe, weil du der Beendigung des Arbeitsverhältnisses freiwillig zustimmst.

Weil du aber schlau bist und weißt, dass deine Kündigung in der Regel ziemlich kompliziert ist, wirst du dir die freiwillige Zustimmung zur Aufhebung des Arbeitsvertrages vom Arbeitgeber gut bezahlen lassen: Das ist die Abfindung.

Argumente dafür, eine Abfindung zu verhandeln

  • Schnelle Klärung: Eine juristische Auseinandersetzung kann sehr lange dauern, kostet Anwalts- und Gerichtsgebühren und belastet auch die Nerven. Es kann also auch in deinem Interesse sein, einem Aufhebungsvertrag zuzustimmen. Denn dann ist alles ganz schnell geklärt. Insbesondere, wenn du bereits einen neuen Job in der Tasche hast, kann eine Abfindung Sinn machen.
  • Hohe Geldbeträge verhandelbar: Dein Arbeitgeber würde ein hohes Risiko eingehen, wenn er darauf vertraut, dass deine Kündigung wirksam ist. Liegt er falsch, dann müsste er dein Gehalt weiterzahlen, obwohl du nicht mehr arbeitest und zusätzlich noch Anwaltskosten und Gerichtsgebühren zahlen. Mit diesem Wissen kannst du dir deine Zustimmung zur freiwilligen Auflösung eures Arbeitsverhältnisses teuer bezahlen lassen.
  • Arbeitszeugnis: Teil der Abfindungsverhandlung kann auch das Arbeitszeugnis sein. Das wird bei zukünftigen Bewerbungen sehr relevant. Die meisten Arbeitgeber werden dir zusätzlich zur Abfindung ein sehr gutes Arbeitszeugnis ausstellen.

Contra-Argumente dagegen, eine Abfindung zu verhandeln

  • Endgültige Vereinbarung: Wenn du eine Abfindung erst einmal verhandelt und unterschrieben hast, gibt es keinen Weg mehr zurück. Selbst, wenn du hinterher feststellst, dass deine Abfindung eigentlich viel zu gering ausgefallen ist, kannst du sie nicht mehr nachverhandeln.
  • Sperrfrist beim Arbeitsamt: Solltest du nach der Aufhebung deines Arbeitsvertrages noch keinen neuen Job haben und auf Arbeitslosengeld angewiesen sein, führt das zu Problemen mit dem Arbeitsamt. Eine Abfindung bedeutet immer eine freiwillige Aufhebung deines Arbeitsverhältnisses. Deswegen bist du dann für drei Monate beim Arbeitsamt für das Arbeitslosengeld gesperrt.

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