Armut, Soziale Sicherung und Almosenwesen im Mittelalter
Auf dieser Seite wird die Soziale Sicherung, das Almosenwesen sowie der Armutsbegriff im Mittelalter ausführlich erklärt. Weiter wird ebenso auf die Kinder- und Jugendfürsorge sowie auf Familie und Kindheit generell in dieser Epoche eingegangen.
- Hilfe-Formen und Merkmale einer archaischen Gesellschaft.
- Hilfe-Formen und Merkmale einer hochkultivierten Gesellschaft.
- Hilfe-Formen und Merkmale einer modernen Gesellschaft.
- Armut, Soziale Sicherung und Almosenwesen im Mittelalter.
- Armenfürsorge während Renaissance und Reformation.
- Armenfürsorge im Absolutismus.
- Soziale Frage und Armenfürsorge während der Industrialisierung
- Elberfelder System und Straßburger System
- Sozialreformen und Fürsorge im Kaiserreich
- Volkswohlfahrt und Krise in der Weimar Republik
- Soziale Arbeit in der Nachkriegszeit
- Soziale Arbeit in den Siebziger Jahren
- Zusammenfassung:Die Entwicklung der Sozialen Arbeit
Grundsätzliches zum Mittelalter:
In dieser Epoche war die Gesellschaft, welche großteils sehr stark auf dem Land lebte (erst im Spätmittelalter bildeten sich erste größere Städte) fest durch das Ständesystem geprägt. Dies führte zu einer sehr ungerechten Verteilung der Ressourcen bei Adel, Klerus und Bauern.
Soziale Sicherung im Mittelalter
Während dieser Epoche erfolgte die Soziale Sicherung der „einfachen Bevölkerung“ über zwei verschiedene Ebenen:
- Die horizontale Ebene
- Die vertikale Ebene
Unter der horizontalen Absicherung versteht man die Soziale Sicherung des Individuums durch die eigene Familie / Verwandschaft bzw. Dorfgemeinschaft. In diesen half man sich beim Überleben gegenseitig.
Unter der vertikalen Ebene versteht man die soziale Absicherung durch das Ständesystem bzw. die Ständegesellschaft. Zwar half diese nur sehr begrenzt, jedoch wurde beispielsweise den Bauern auch ein minimaler Schutz bzw. eine minimale Unterstützung durch ihre Lehnsherren gegeben. Ein weiteres Beispiel hierfür sind die sporadischen Spenden an die Armen durch die Kirche.
Insgesamt erfolgte die Soziale Sicherung im Mittelalter also einmal horizontal innerhalb der eigenen Familie / Gemeinschaft sowie vertikal durch die höheren Stände innerhalb der Ständegesellschaft.
Bedeutung von Armut im Mittelalter
Der damalige Armutsbegriff unterscheidet sich stark von unserem heutigen Verständnis von Armut: So wurde diese im Mittelalter als gottgegeben und sogar gottgewollt angesehen. Armut war daher ebenso wie das Betteln vollkommen „natürlich“ und „selbstverständlich“.
Spenden bzw. Gaben an die Armen dienten den bessergestellten Schichten als Möglichkeit, sich von Ihren Sünden freizukaufen und geziemten sich für ein Leben in Adel oder Kirche. Von der Armut war hierbei die Bevölkerung, welche auf dem Land lebte (ein Großteil) am stärksten betroffen.
Armenfürsorge und Almosenwesen im Mittelalter
Hierbei unterscheidet man zwischen zwei verschiedenen Organisationsformen der Hilfe:
- Die spontane, persönliche Hilfe
Diese war eher recht willkürlich gestaltet und half nicht sehr vielen Menschen. Beispiele für diese Hilfeform sind beispielsweise das Betteln vor der Kirche oder aber auch das von Haus-zu-Haus wandern und nach Almosen fragen.
- Die institutionelle Hilfe
Hiermit ist die Almosengabe bzw. Verteilung von Spenden seitens der Kirche gemeint. Diese wurden in regelmäßigen Abständen verteilt und durch Kirchenspenden finanziert. Ebenso wurde sich auch um die Pflege von hilflosen Personen gekümmert.
Aber: Auch diese Form der Hilfe war generell eher unsystematisch. Zudem wurden keine Bedürftigkeitskriterien oder auch Einzelfallprüfungen erstellt bzw. durchgeführt. Daher kann man auch hier nicht von „organisierter Hilfe“ sprechen.
Kinder- und Jugendfürsorge im Mittelalter
Im Mittelalter herrschte eine sehr hohe Kindersterblichkeit und es kam sogar nicht selten zu Kindstötungen. In vielen Fällen wurden bereits Kinder im Alter zwischen 6-12 Jahren zum Arbeiten weggegeben.
Im Spätmittelalter bildeten sich die ersten Findel- und Waisenhäuser. Diese hatten allerdings nur minimal eine „Erziehungsabsicht“, es ging hauptsächlich darum die (meist sehr jungen) Kinder irgendwie am Leben zu erhalten. Nahezu alle Kinder gingen dabei gezielt betteln, die Kindersterblichkeit in solchen Einrichtungen lag bei ca. 70%.
Familie und Kindheit im Mittelalter
Die Familie war in dieser Epoche fast ausnahmslos eine Zweckgemeinschaft, durch welche das Überleben der Gruppe gesichert werden sollte. So kam es in nahezu allen Fällen zu wirtschaftlichen Zweckehen und die gesamte Großfamilie lebte zusammen mit allen Knechten etc. unter einem Dach.
Eine Lebensphase der Kindheit gab es im Mittelalter gar nicht: Schon direkt nach dem Babyalter wurden Kinder vollkommen als „kleine Erwachsene“ angesehen, inklusive aller daraus resultierender Konsequenzen.