Industrialisierung in Deutschland Zusammenfassung

Als Industrialisierung bezeichnet man die Entwicklung von der Herstellung von Waren durch Handarbeiten, hin zu der Herstellung von Waren durch Maschinen in Fabriken.

Die Industrialisierung begann Anfang des 19. Jahrhunderts in England, wo durch die Erfindung von industriellen Spinn- und Dampfmaschinen immer mehr Waren in immer kürzerer Zeit produziert werden konnten.

In Deutschland arbeiteten zu dieser Zeit die meisten Menschen immer noch auf Feldern.Die wenigen Handwerksbetriebe waren zu Zünften zusammengeschlossen, mussten also Zusammenarbeiten und konnten keine Konkurrenz entwickeln.

Zudem stand auch die Zersplitterung Deutschlands in viele kleine Einzelstaaten, ohne gemeinsames Staatsgebiet oder eine gemeinsame Währung, einer Industrialisierung im Weg.

Erst mit der Neuordnung Europas durch Napoleon und die Durchsetzung der Preußischen Reformen 1807, die eine freie Berufswahl garantieren und die Zünfte und Leibeigenschaft der Bauern abschaffen, beginnt eine Veränderung

Auch entwickelten sich zu dieser Zeit im handwerklichen Gewerbe Manufakturen, die Vorläufer von Fabriken, in denen es erstmals Arbeitsteilung und Hierarchie unter den Mitarbeitern gab.

So konnten schon damals mehr Waren in kürzerer Zeit produziert werden, die dann wiederum an Händler weiterverkauft und überregional vermarktet wurden.

Phase der Frühindustrialisierung:

Die Veränderungen ab 1815 werden als Phase der Frühindustrialisierung bezeichnet. Durch die Gründung des Deutschen Bundes auf dem Weimarer Kongress 1815 wurden viele Kleinstaaten aufgelöst und es entstanden mittlere bis große Staaten.

Im Jahr 1834 wird der deutsche Zollverein gegründet. Dieser schafft den Zoll innerhalb des Deutschen Bundes ab, sodass die Waren zollfrei innerhalb der Staaten des Deutschen Bundes transportiert werden können. Es entstanden auch schon vereinzelt Fabriken mit Maschinen, hauptsächlich im Bereich der Verarbeitung von Agrarprodukten. So gab es zunächst hauptsächlich Spinnereien für die Baumwollverarbeitung.

Die Industrielle Revolution

In der Zeit der deutschen Revolution 1848/49 begann in etwa auch die Industrielle Revolution in Deutschland. So begannen zunächst die alten Handwerksbetriebe, wie die Leinenproduktion, an Bedeutung zu verlieren. Manufakturen, die den Übergang zu modernen Fabriken nicht schafften, mussten schließen.

Das führte dazu, dass die alten Gewerbebetriebe immer weniger wurden. Durch das starke Bevölkerungswachstum in der ersten Hälfte des Jahrhunderts waren auch die traditionellen Handwerksberufe, wie Schneider oder Schuhmacher übersetzt, sodass sie immer weniger verdienten und so wenig Arbeit hatten, dass sie sich nach anderen Alternativen umsehen mussten.

Mit dem Niedergang der alten Handwerksbetrieb, nahm die Nutzung der Steinkohle Anfang der 1850er Jahre stark zu. Das lag daran, dass diese zur Herstellung von Stahl benötigt wurde, der wiederum zur Herstellung von Eisenbahnschienen oder modernen Maschinen benötigt wurde. Zudem stieg durch die Nutzung von Eisenbahnen auch die Nachfrage nach Energie,wofür auch wieder die Steinkohle benötigt wurde.

Im Unterschied zu England fand die Industrialisierung in Deutschland hauptsächlich in bestimmten Regionen statt, die sich auf die Herstellung verschiedener Güter spezialisierten. So sammelten sich in Bielefeld z.B. große Textilfabriken an.

Im Ruhrgebiet dagegen entstanden zahlreiche Bergwerke zur Förderung von Steinkohle. In einigen Gebieten fand dagegen kaum eine Industrialisierung statt, sodass sich später drei verschieden Gebietstypen herausstellten: Die komplett industrialisierten, die Teilindustrialisierten und die Gebiete, in denen immer noch hauptsächlich Landwirtschaft betrieben wurde.

Die wichtigsten sog. Leitbranchen, waren nicht wie in England die Textilindustrie, sondern der Bergbau, der Maschinenbau und die Metallerzeugung, die sich alle durch die Hohe Nachfrage für den Eisenbahnbau, stark weiter entwickeln konnten.

Zu dieser Zeit kommt es, aufgrund der steigenden Löhne, auch bei Konsumgütern zu großen Nachfragen, was die Wirtschaft noch mehr ankurbelt.

So entstanden auch neue Arbeitsplätze, die die immer stärker wachsende Bevölkerung auch dringend benötigte. Sie wanderte der Arbeit hinterher. So vergrößerten sich die Städte um die Fabriken und Bergwerke herum rapide.

Phase der Hochindustrialisierung

Ab 1871 boomt die Wirtschaft. Doch die neu gebildete Bevölkerungsschicht der Arbeiter muss unter schlechten Bedingungen leben und arbeiten, da es nicht genügend Wohnraum gibt und so gut wie keine Gesetzen zum Arbeits- und Gesundheitsschutz.

Deshalb, und um Aufstände zu verhindern, erlässt Reichskanzler Bismarck ab 1878 Gesetze zur Verbesserung der Arbeitsverhältnisse. So werden in den folgenden Jahren Unfall- und Krankenversicherungen zur Pflicht für Arbeitnehmer und Arbeitgeber. Auch in den Betrieben entstanden die ersten Betriebsräte und Gewerkschaften, die sich für die Rechte der Arbeiter einsetzen.

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